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Reisebericht 2017

Text und Fotos Nora Reddy

Anfang April 2017 reiste ich mit meinem Vater nach Bangalore, um vor Ort die gesammelten Spenden einzusetzen. Im Home of Hope angekommen, werden wir herzlich begrüsst und erkennen einige Gesichter wieder. Die Freude ist gross.

Das Wiedersehen

Auto Raja erzählt uns, dass die meisten Leute nur einmal kämen und er freut sich, dass wir nun schon zum dritten Mal kommen. Als ich ihm erzähle, dass es unser Ziel ist, Home of Hope langfristig zu unterstützen und einen Verein  in der Schweiz zu gründen, der seinem Projekt hilft, ist er sehr glücklich und dankbar.

Es ist eine wahnsinnige Herausforderung, allen Bedürfnissen der nun rund 700 Bewohner gerecht zu werden, erzählt er. Das grösste Problem sei momentan das Wasser. Im Home of Hope gibt es kein Wasser und auch in der näheren Umgebung ist kein Grundwasser mehr zu finden. Jeden Tag müssen zwei Tanklastwagen à 700 Liter rund 15 km fahren, um dort Wasser zu holen und es in das Home of Hope zu fahren.

Es ist Anfang Sommer in Indien und die Temperaturen erreichen bereits 37 Grad. Man kann sich vorstellen, dass zwei Tanklastwagen, also 1400 Liter Wasser, für 700 Personen viel zu wenig sind.
Als wir uns über das Problem mit Auto Raja unterhalten, klingelt sein Telefon. Die Polizei meldet einen Mann, der seit vier Tagen auf der Strasse liegt. Laut deren Aussage wird er sterben, wenn ihn Auto Raja nicht in den nächsten Stunden holt. Er legt auf und fragt uns, ob wir mitfahren wollen. Also sitzen wir nur wenige Minuten später im Ambulanzwagen und machen uns auf den Weg. Auto Raja hat es nicht verlernt, wie man sich schnell und wendig durch den zähfliessenden Verkehr Bangalores hindurchschlängelt (sein Beruf war Autorikschafahrer, bevor er das Home of Hope gründete.) Es dauert aber trotzdem über eine Stunde, bis wir am vereinbarten Ort eintreffen.

Wir sehen den Mann schon von der Strasse aus. Er liegt auf dem Gehweg, sein Unterkörper ist mit einer Plastikplane zugedeck, drei Polizisten stehen um ihn herum. Auto Raja parkt den Wagen am Strassenrand und geht zu dem Mann. Ich erkenne, dass er nicht richtig ansprechbar und sehr schwach ist. Mit Hilfe eines Polizisten heben sie den Mann auf die Trage und bringen ihn in das Auto. Im Home of Hope bekommt er von der Krankenschwester erste Hilfe, wird gewaschen, bekommt etwas zu essen und zu trinken, ein Bett und ein Dach über dem Kopf. Er kann sich erst einmal erholen.
Am nächsten Tag, immer noch etwas mitgenommen von den ganzen Eindrücken vom Vortag, sind wir wieder im Home of Hope. Auto Raja führt uns von seinem kleinen Büro über die staubige Sandstrasse und zeigt uns eine Baustelle.Alle Bewohner, die mithelfen können, sind am Arbeiten. Es entsteht ein neues Gebäude mit einer neuen Küche, Schlafsälen, Badezimmern und Aufenthaltsräumen. Auto Raja erzählt, dass es leider für 700 Leute viel zu wenig Platz und zu wenige Schlafgelegenheiten gibt. Er hat Anfang Jahr eine grössere Spende von einem Zahnarzt erhalten. Diese Gelegenheit habe er genutzt und mit dem Bau des Gebäudes begonnen. Nun sei die Spende leider so gut wie aufgebraucht, sie benötigen aber noch einiges an Baumaterialien, um das Gebäude fertigzustellen.

Wir beschliessen, mit den mitgebrachten Spenden die Wasserrechnung des letzten Monats, die noch offen ist, zu begleichen und ihm weiteres Geld für die nächsten paar Wochen für Wasser zu geben. Weiter kaufen wir 420 Zementsäcke und 100 Steine. Am Schluss bleiben uns noch ein paar tausend Rupien, mit denen wir Lebensmittel für die Bewohner einkaufen.

Als wir das Home of Hope vor einem halben Jahr besucht haben, lebten etwas mehr als 600 Personen dort, nun sind es bereits 700. Auto Rajas Ziel ist es, mit 1000 Menschen zusammenzuleben und für sie zu sorgen. Er betont immer wieder, dass er sichergehen möchte, dass kein einziger Mensch obdachlos auf den Strassen von Bangalore verbleiben muss. Ich muss sagen, nach all dem, was ich nun schon gesehen und erlebt habe, glaube ich an diese Mission!

 

Herzlichen Dank!

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir ihr Vertrauen entgegengebracht haben und unser Projekt mit so vielen Spenden unterstützt haben! Es sind in 6 Monaten über CHF 5000.– zusammengekommen. Ein besonderer Dank geht an den Rotary Club Zurzach-Brugg, der einen grossen Teil zur Spende beigetragen hat.

Ich plane, das Home of Hope Anfang 2018 wieder zu besuchen. Es wäre natürlich ganz toll, wenn wir bis dahin erneut einiges an Spenden zusammenbekommen und vor Ort einsetzen können!
Ganz herzlichen Dank im Namen von Auto Raja, den Bewohnern des Home of Hope Bangalore und natürlich von uns, dem Home of Hope Switzerland!